Mittwoch, 5. November 2003
Unterhaltung oder Information
Bundespräsident Wolfgang Thierse beschäftigte sich in seiner Rede beim "MainzerMedienDisput" am 4. November 2004 vor allem mit der stärker zunehmenden "Unterhaltisierung" der Medien. Gerade das Zusammenspiel zwischen Politik und Medien musste sich seiner Kritik aussetzen und er zeigte sich besorgt über das wachsende "Politainment". Er sieht aber gleichwohl hier nicht die Schuld alleine bei den Medien, sondern auch bei den Politikern. Eng verbunden ist die Diskussion mit der "Quote" die bei allen Medien eine heute bedeutende Rolle einnimmt und darüber entscheidet, was wir zu lesen, zu hören oder zu sehen bekommen. Nur was eine breite Masse anspricht hat demnach eine Chance. Hinter dieser Quote steckt der Nutzer der Medien, also jeder Einzelne von uns. Wenn also nicht die Politik und auch nicht die Medien, sondern wir entscheiden, was wir sehen, lesen und hören wollen, müssen wir uns hinterfragen, ob wir diese Entscheidung uns selber überlassen wollen oder wir doch auch wieder mehr den Politiker, den Fachjournalist und andere Experten und ihre oft tiefergehenden Themen entscheiden lassen, was wir sehen, lesen und hören.

Wie informieren wir uns in der Flut unendlicher Informationen zu unendlich vielen Themen. Müssen wir den Vorwurf an Politik und Medien oft nicht ausreichend informiert zu sein uns nicht auch selber vorhalten? Sind wir überhaupt noch in der Lage uns mit tiefergehenden Themen zu beschäftigen oder reicht uns eine schlagkräftige Überschrift aus, von der wir dann meinen, dass sie uns ausreichend informiert? Auch wenn es immer wieder versucht wird, können nicht alle Themen in einem Satz erklärt werden.

Wenn wir uns beklagen über das, was andere tun, weil es Einfluss auf unser Leben nimmt, müssen wir ihnen ermöglichen sich zu erklären. Nur so können wir uns ein wirkliches Urteil bilden. Wollen wir dies überhaupt oder wollen wir noch mehr unterhalten werden und Experten, Themeninhaber und Politiker haben sich dem zu fügen? Je weniger wir uns mit ernsten Themen auseinandersetzen, desto weniger verstehen wir sie, aber um so mehr erwarten wir dann von ihnen?

Müssen wir uns dann nicht entscheiden, auch im Bewusstsein aller Konsequenzen, ob wir mehr Information oder mehr Unterhaltung wollen?
Wieso eigentlich nicht?

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Montag, 3. November 2003
Das Kommunikationsloch
Würden wir unser Alltagsleben als Comic darstellen, wären die Seiten überfüllt mit Sprechblasen. Diskussionen, Gespräche, Small Talks finden fast zu jeder Tageszeit und an jedem Ort statt. An jedem Ort? Nein! Es gibt in Deutschland so etwas wie Kommunikationslöcher, Orte an denen das Gespräch verstummt, Belangloses nicht ausgesprochen wird und Diskussionen unerwünscht scheinen. Am deutlichsten wird dies im Fahrstuhl. Ob Öffentliche, Fahrstühle in Kaufhäusern und Hotels oder im Büro - schließt sich die Tür des Fahrstuhls, verstummt jedes Gespräch oder wird sofort im Keim erstickt, wurde es noch vor der Fahrstuhltür angeregt geführt. Blicke schweifen an die Decke, die Etagenanzeige wird eingehend studiert oder Mitfahrer werden "heimlich" aus den Augenwinkeln beobachtet. Meistens jedoch verfällt der Fahrstuhlfahrer in eine Starre, den Blick gebannt auf einen magischen Fleck kurz vor seinen Füßen. Nur keine unnötige Bewegung, nicht auffallen und schon gar nicht reden, scheint die unausgesprochene Devise zu lauten.

Was ist der Grund für dieses plötzliche Schweigen, sind die meisten von uns doch sonst nicht besonders Maulfaul? Ist es die Angst, etwas Falsches zu sagen? Haben wir kein Bedürfnis, den anderen an unserem Gespräch teilhaben zu lassen? Scheuen wir uns vor möglichen Reaktionen? Ist es die ungewöhnliche Nähe zwischen fremden Menschen, die uns Verstummen lässt? Sehen wir den Mitfahrer als Eindringling, Konkurrenten oder Störenfried? Interessant, dass auch sich bekannte Personen das Gespräch einstellen. Ähnliches erlebt man in Zügen, S- oder U-Bahnen. Rückt uns jemand zu nah auf die Pelle, verfallen wir in Schweigen. Menschen anderer Nationen tun sich da wesentlich leichter. Egal ob bekannt oder fremd, trifft man sich im Fahrtsuhl, Zug oder anderswo ist das Gespräch über dies und das bei ihnen schnell im Gang.

Vielleicht nehmen wir uns und unser Gesagtes selbst für zu wichtig, zu geheimnisvoll, zu persönlich, zu humorlos oder auch zu unbedeutend als das nicht auch andere das gleiche Denken und Erleben und wir uns darüber austauschen könnten?

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass das Interesse an unseren Mitmenschen eher gering ist. Sicherlich gibt es auch Menschen, die das Schweigen an solchen Orten brechen. Sie werden dann aber oft fragend und zweifelnd beobachtet. Das eröffnende Wort wird kaum erwidert. Könnte nicht auch Arroganz eine Rolle spielen, dass wir es nicht als nötig empfinden, mit irgendjemand in Kontakt zu treten, den wir nicht kennen und schon gar nicht über ihn wissen, ob er überhaupt unserem "Niveau" entspricht? Sind wir Deutsche überhaupt kommunikative Menschen oder liegt uns eher die Stille, das Schweigen? Sind wir Misstrauischer als andere?

Wie wäre es, wenn wir uns bei jeder Fahrstuhlfahrt vornehmen ein Gespräch zu beginnen? Das Wetter ist immer ein gutes Einstiegsthema. Aber auch Witze, das letzte eigene Erlebnis oder einen Zeitungsüberschrift könnten Themen sein. "Wissen Sie eigentlich, dass ...."
Wieso eigentlich nicht?

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Freitag, 31. Oktober 2003
Der Herbst
Dunkle Stürme brausen über uns mal wieder,
Blätter wiegen sich zur Erde nieder
Regentropfen prasseln auf uns ein
geerntet ist nun auch der Wein.

Die Uhren sind zurückgestellt,
den Sommer hat er jetzt verprellt.
Der Herbst, so schnaubt er voller Heiterkeit,
"es ist soweit für eine neue Jahreszeit".

Kaum hat er diese Botschaft uns verkündet,
der Tag viel früher in den Abend mündet.
Uns wird mit Schrecken plötzlich klar
warm wird es wieder, erst im nächsten Jahr.

Mensch und Tier, so haben sie´s gelernt
der Sommer sich jetzt mal entfernt.
Kühl werden nun die Temp´raturen
rein holt der Bauer seine letzten Fuhren.

Mütz´ und Schal sind längst parat,
aufgedreht der Heizungsapparat
dies sind die Sachen, die uns nun erwärmen
während Vögel in den Süden schwärmen.

Gemütlich wird es in den Zimmern,
überall mehr Lichter flimmern.
Zeit ist es für ein gutes Buch
im Sessel mit ´nem warmen Tuch.

Das Feuer haben wir entfacht
und uns mal so bei uns gedacht:
Der Herbst mit seinen kühlen Tagen
ist gut zum Denken auch über neue Fragen.
(Thomas Meinhardt)

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