Mittwoch, 22. Oktober 2003
Von Geburt an im Rampenlicht
thomaswmeinhardt, 14:52h
Das Wehklagen, dass in Deutschland immer weniger Kinder zur Welt kommen, will man kaum glauben. Es mag am eigenen Alter liegen aber es gibt Zeiten, da scheinen es neue Menschenkinder gar nicht abwarten zu können, die Welt hier auf unserem Globus zu entdecken. Sie sind alle herzlich willkommen! Freunde, Bekannte, Verwandte erzählen von Schwangerschaft, der baldigen Niederkunft und der Geburt. Spielen uns die Medien hier einen Streich und gaukeln uns mal wieder etwas vor? Das Fernsehen hat das Thema Geburt für sich entdeckt. Kaum ein Sender, der nicht über werdende Mütter (und Väter) berichtet. Vom Anfang bis zum Ende kümmern sich Dokumentationen um dieses freudige Ereignis. Sogar vor den Kreissälen machen die Kameras nicht mehr Halt und auf den Bildschirmen hat man selten so viele schwangere Bäuche gesehen wie heute. Und im privaten wird die Errungenschaft der E-Mail genutzt, um möglichst vielen vom freudigen Ereignis zu berichten. Ganze Alben lassen sich inzwischen von den verschickten Bildern füllen. Werdende Mütter mit kugelförmigen Bäuchen (mehr oder weniger bedeckt), stolze Väter (immer eher im Hintergrund), Ultraschall-Bilder, die das Kind schon im Mutterleib ins Rampenlicht stellen. Und nach der Geburt: Mutter mit Kind in allen Stadien und Posen. Alles auf Video oder Hochglanz-Fotos gebannt und per Mail mit "Endlos-Verteilern" verschickt.
Dass es ein freudiges Ereignis ist steht außer Frage, doch was ist mit dem Kind und den Empfänger dieser Mails. Neugeborene haben nun mal die Eigenschaft, meistens nur für die Eltern schön zu sein und Ultraschall-Bilder haben die Eigenschaft, nicht mehr als Umrisse zu zeigen. Die Geburt im Fernsehen live zu übertragen, ist sicherlich den Eltern zu überlassen, dass Kind kann seine Meinung ja noch nicht mitteilen. Sind wir inzwischen so Medienfixiert, dass selbst die privatesten Ereignisse im Leben keinen "Schutz" mehr vor der Öffentlichkeit haben? Und was ist mit dem Neugeborenen? Will es sich wirklich von Anfang an und schon im Mutterleib der Öffentlichkeit präsentieren?
Brauchen wir wieder mehr "Privates"?
Wieso eigentlich nicht?
Dass es ein freudiges Ereignis ist steht außer Frage, doch was ist mit dem Kind und den Empfänger dieser Mails. Neugeborene haben nun mal die Eigenschaft, meistens nur für die Eltern schön zu sein und Ultraschall-Bilder haben die Eigenschaft, nicht mehr als Umrisse zu zeigen. Die Geburt im Fernsehen live zu übertragen, ist sicherlich den Eltern zu überlassen, dass Kind kann seine Meinung ja noch nicht mitteilen. Sind wir inzwischen so Medienfixiert, dass selbst die privatesten Ereignisse im Leben keinen "Schutz" mehr vor der Öffentlichkeit haben? Und was ist mit dem Neugeborenen? Will es sich wirklich von Anfang an und schon im Mutterleib der Öffentlichkeit präsentieren?
Brauchen wir wieder mehr "Privates"?
Wieso eigentlich nicht?
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